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Wie ist es, immer der "dümmste" zu sein?

  • Writer: Leon Noel Bartel
    Leon Noel Bartel
  • Dec 19, 2024
  • 4 min read

Updated: Mar 6

Diese Erfahrungsberichte haben zum Ziel, für die Themen Ausgrenzung und Gemeinschaft im Schulleben zu sensibilisieren. Unser Umgang hat im Allgemeinen ein sehr gemeinschaftliches, soziales, positives und respektvolles Flair! Wir kommen gerne zur Schule, weil Schule für uns ein sicherer Ort ist. Dies sollte nicht die angenehme Atmosphäre der Schule schmälern. Es kann kein perfektes System geben, deshalb schaffen wir einen Blick für einen noch bewussteren Umgang miteinander. Wir erleben alle ab und zu Situationen, in denen wir uns als Außenseiter fühlen – aber unser Schulleben ist wie eine große Familie: wir wachsen miteinander!


Voll der dumme”, Ist er behindert”, Was für ein Sonderschüler”

Das sind nur wenige Beispiele für Kommentare, die sich ein Schüler fast täglich anhören muss und das eigentlich völlig unbegründet.

Der 10. Klässler hatte in seinem letzten Zeugnis einen Schnitt von 2,9 und in seinem besten Zeugnis an der RSH sogar einen Durchschnitt von 2,1. Alles ganz legitime Leistungen, die man keineswegs als schlecht betiteln sollte, und doch stehen Schikane und Sprüche für ihn an der Tagesordnung.

Das Schlimme daran ist, dass diese Art der Ausgrenzung nicht nur von Schülern, sondern auch von Lehrern betrieben wird. Natürlich nicht mit direkten Beleidigungen, sondern mit abwertenden Andeutungen, die eigentlich nicht von den angeblichen Pädagogen kommen dürften. Schließlich sollten Lehrer ja allen Schülern die gleichen Chancen geben, sich zu entfalten, aus eigenen Fehlern zu lernen und sich Wissen anzueignen.

Dieses Verhalten kommt natürlich nicht von allen Lehrern, so auch der Schüler: „Manche Lehrer behandeln mich gleich und so wie die anderen Schüler und dann gibt es auch noch welche, die mich komplett anders behandeln und immer Fehler bei mir suchen.”

„Oft kommen dann noch unnötige Kommentare dazu oder man wird drangenommen ohne sich gemeldet zu haben.” Dem 15-jährigen Schüler kommt es so vor, als wäre er nur da, um vor der Klasse von einigen Lehrern bloßgestellt zu werden.


Diese Denkweise allein reicht schon, um dem Selbstwertgefühl einen harten Schlag zu verpassen.


„Ich fühle mich, als wäre ich weniger Wert als meine Mitschüler, als wäre ich eine schlechtere Person, ein schlechterer Mensch.”

Aber nicht nur das Selbstwertgefühl verschwindet von Tag zu Tag mehr, auch die eigene Reputation wird beschädigt. Durch die ständigen negativen Aussagen der Lehrer, die alle anderen Schüler und Klassenkameraden sehr wohl mitbekommen, nehmen sie die Sprüche und Aussagen der Autoritätspersonen als Rechtfertigung, um den Schüler ebenfalls runterzumachen.

Auch das kann man natürlich nicht auf alle Schüler beziehen.

„Es ist wie bei den Lehrern, einige meiner Mitschüler versuchen mir zu helfen, wenn ich zum Beispiel mal nicht mitkomme und andere machen sich laut darüber lustig. Ich finde es nicht so schlimm, mal nicht mitzukommen, das kann jedem passieren und ist kein Grund gleich direkt jemanden auszulachen.”

In solchen Situationen fühlt man sich, als ob man gegen die ganze Welt ankämpfen muss, unabhängig davon, ob die Schikane nun von Lehrern oder Schülern kommt. „Ich würde nicht sagen, dass es Personen gibt, die mir in solchen Momenten helfen, vor denen steht man meist alleine. Das kann echt scheiße sein.”

Wie schützt man sich denn dann in solchen Situationen, in denen sich das ganze Umfeld innerhalb weniger Augenblicke gegen einen schließt?

„Ich höre einfach nur zu, wenn Schüler oder Lehrer wieder Kommentare abgeben oder mich auslachen und versuche sie zu ignorieren und einfach weiter zu machen, das klappt für mich am besten.”

Mit der Zeit kommt die Gewohnheit und man selbst bemerkt oft gar nicht mehr, dass einem Unrecht geschieht. Umso wichtiger ist es deshalb, immer gründlich darüber nachzudenken, ob das, was gerade passiert, fair oder unfair ist.

Zur Fairness seiner Situation hat der Schüler eine ganz klare Meinung: „Wenn ich das Verhalten mancher Lehrer zu Schülern mit dem Verhalten der Lehrer mir gegenüber vergleiche, finde ich schon, dass sie mich unfair behandeln.”

Eine wichtige Erkenntnis, die Klarheit schafft und einem die Möglichkeit gibt, sich emotional davon zu distanzieren.

Emotionale Distanz von einem Thema, das emotionaler gar nicht sein könnte: Ungerechtigkeit an einem Ort, an dem eigentlich Gleichheit herrschen sollte, das Gefühl einfach nicht verstanden zu werden, sich oft wie ein fremder und ausgeschlossener zu fühlen nur weil man als “Nichtskönner” dargestellt wird, schafft man es überhaupt jemals aus dieser Blase der Vorurteile raus?

„Ich habe schon das Gefühl, dass es viele Leute gibt, die mich nicht richtig kennen und verstehen. Das Bedürfnis anderen zu zeigen, wie viel in mir steckt habe ich eigentlich immer, bei mir scheitert es meistens am Machen, weshalb ich das Bild in den Köpfen von meinen Lehrern und Mitschülern bis jetzt noch nicht verändern konnte.”

Aus erster Hand wissen wir jetzt, wie es sich anfühlt, immer der “dümmste” sein zu müssen.

Mit diesem Wissen und diesen Einsichten sollten wir als Mitschüler, aber auch die Lehrer nun besser abwägen können, wann eine Situation lustig ist und ab wann diese in die Schikane übergeht, so auch der Schüler der RSH:

„Von den Mitschülern würde ich mir mehr Unterstützung wünschen, dass auslachen und andere Dinge sollten sie sein lassen. Von den Lehrern wünsche ich mir, dass sie schon vorher über die Konsequenzen ihrer Sprüche nachdenken, die ich ansonsten tragen muss.”


An der RSH gibt es diverse Hilfestellungen, um Mobben vorzubeugen. Z.B. findet in den Klassen 5-7 einen wöchentlichen Klassenrat mit Unterstützung der Schulsozialarbeit statt. Hier werden individuelle Fälle und Hürden in der Klasse besprochen und Lösungsansätze gemeinschaftlich gesucht und durchgeführt. Außerdem gibt es die „No Blame“ und „Aktiv zum Wir“ Projekte, wie man als Team zusammenwächst. Sozialarbeiter*innen und Beratungslehrer*innen sind natürlich auch im Team. Bei Problemen kann man sich an sie wenden.

 
 
 

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