Nach meiner Flucht: Integration an der RSH
- Volodymyr Diachenko
- Mar 7
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Updated: Mar 8

Ich bin ein Schüler aus der 9b und schon seit 3 Jahren in Deutschland. Unsere Familie musste wegen des russischen Angriffs aus der Ukraine fliehen. Am Anfang war ich in der IKB, fast zwei Jahre und ich bin seit einem Jahr in einer Regelklasse.
Die IKB war für mich sehr gut und hilfreich für einen guten Einstieg in die Schule, sowie für die allgemeine Gesellschaft in Deutschland. Ich fand es und finde es immer noch wichtig, dass es die internationalen Klassen gibt. Ohne IK wäre alles für mich viel schwieriger gewesen und ich frage mich, wie Integration möglich wäre. Es war eine schöne Zeit für mich. Meine Mitschüler:innen waren sehr nett, freundlich und hilfsbereit. Heute sind viele aus der IKB immer noch meine Freunde, manche haben auch in die Regelklasse gewechselt.
Die Lehrkräfte waren auch sehr gute Pädagogen, genauso zugänglich, flexibel und hilfsbereit. Sie haben sich stark engagiert und für unsere Klasse eingesetzt, konnten immer helfen und haben jedem differenziert geholfen. Es war für sie sicherlich schwer, da die IK Schüler:innen aus verschiedenen Ländern und Jahrgängen verbindet. Man kann nicht einem 10-jährigen und einem 15-jährigen mit der gleichen Methodik dasselbe beibringen! Dazu noch genauso viele unterschiedlichen Charaktereigenschaften und Sprachniveaus. Diese Herausforderungen haben unsere Lehrkräfte immer gemeistert, und sie waren gerecht zu jedem/jeder Schüler*in. Z.B. die Stärkeren haben schwierigere Aufgaben bekommen und die Schwächeren haben die differenzierten Aufgaben bekommen, wo auch die Schwächeren und Stärkeren gleich viel Aufmerksamkeit und Hilfe bekommen haben. Die Differenzierung funktioniert besonders gut in den Internationalen Klassen der Realschule Heepen.
Deutsch und Englisch wurden ausführlich und vielseitig beigebracht, wo besonders viel Wert auf die deutsche Aussprache gelegt wurde. Die Deutsch und Englisch Unterrichtseinheiten waren sehr interessant. Wir haben viel (sehr viel) Grammatik gelernt, sodass ich manchmal schon meine einheimische Mitschüler:innen in der Rechtschreibung und Grammatik korrigieren konnte. Wir haben auch viele Vokabeln gelernt. Im Englischen haben wir das englische und das deutsche Wort nebeneinander geschrieben, und im Deutschunterricht mussten wir das neu gelernte Wort erklären oder beschreiben - man durfte auch ein passendes Bild malen. Wir hatten auch Vokabelkarten, ein Wort auf der einen Seite und ein Bild auf der anderen. Natürlich konnten wir auch die Übersetzungen in unserer Muttersprache neben dem Bild notieren.
Uns wurde auch die Deutsch-und Englisch-Nachhilfe angeboten, wo wir auch immer immense Hilfe bekommen: eine Menge an Vokabel-und Grammatik Training. Auch wenn wir eine Klassenarbeit zum Thema Charakterisierung schrieben, erklärte uns der Nachhilfelehrer, genau das was wir vom Unterricht nicht ganz verstanden haben, aufgrund der Sprachbarriere. Ich profitiere immer davon.

Schwierig war es dennoch für längere Zeit, zu akzeptieren, dass ich mich in Deutschland nicht so gut verständigen kann, wie in meiner Heimat. Das hat mich motiviert, die Sprache noch schneller zu lernen. Natürlich ist es immer noch schwer, dass ich nicht mehr in meine Heimat und Vergangenheit zurückziehen kann. Aber generell fühle ich mich gut aufgehoben. IK Lehrkräfte haben immer versucht, die einfache Sprache zu nutzen, damit wir die Sprachbarriere überwinden konnten. Jetzt folge ich dem ganz normalen Unterrichtsstoff in der Regelklasse wie meine deutschen Mitschüler:innen, sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. Und es ist super einfach, mit Lehrkräften und mit Mitschülern zu kommunizieren, weil ich sie alle offen und sympathisch erlebe.
In meiner Heimat wurde ich nie irgendwie anders behandelt oder gemobbt. Ich bin jetzt seit einem Jahr in einer Regelklasse und fühle mich ganz wohl Teil der Klasse. Ich wurde hier auch nie wegen meiner Herkunft gemobbt, aber nicht alle meiner Mitschüler:innen drücken sich freundlich und respektvoll über meine Heimat aus. Damit möchte ich sagen, dass ich glaube, dass meine Heimat nicht schuldig ist, dass sie von einem anderen Land angegriffen wurde. Manche Mitschüler sehen es anders: „Ukraine ist ein kleines Land – ist egal, was mit dem Land passiert“, „Das ist doch nicht unser Krieg“. Einmal habe ich den Unterrichtsraum verlassen, weil die Kommentare für mich so unangenehm waren. Aber Lehrer verteidigen meine Position und haben mich ein paar Mal umgesetzt.
Ich glaube auch, dass meine Herkunft mir wahrscheinlich in diesem Integrationsprozess geholfen hat. Manche Lehrkräfte scheinen Mitleid zu haben. Alle waren sehr nett zu mir, vor allem wenn sie von meinem Hintergrund wussten. Manche waren und sind sehr vorsichtig, um mich nicht zu beleidigen und auch ein gutes Gefühl zu geben, dass ich willkommen bin. Ich nehme es an, weil ich weiß, ihr Mitgefühl und die Sorgen sind ehrlich. Diese Freundlichkeit hat mir am Anfang stark geholfen.
Besonders schwierig für mich am Anfang waren die Unterrichte und neue Lehrer zu verstehen, weil die Sprache auf einmal ganz anders als die der IK-Lehrkräfte war. Aber mit der Zeit hat es sich gebessert, ich habe jeden Tag neue Wörter gelernt und jetzt verstehe ich wortwörtlich fast alles. Und mit der Unterstützung und Empathie meiner Lehrkräfte und Mitschülern habe ich es geschafft.
Ich fühle mich in meiner Klasse wohl und bin fest der Meinung, dass es die beste Klasse der RSH ist. Es ist auch die beste Klasse, in der ich jemals war. Wir haben Lehrer, die viel Zeit und Energie in uns investieren, welche mich auch persönlich weitergebracht haben. Ich hatte immer sehr gute und nette Klassenlehrer, aber ich finde, dass unser KL auch der netteste der Schule ist. Meine Mitschüler:innen sind auch für mich da.
Meine Integration an der RSH lief meiner Meinung nach sehr gut. Die Schule und meine Lehrkräfte haben dazu beigetragen, dass ich mich hier wohl fühle und gerne bin.

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