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Profil: Gewalt gegen Gewalt funktioniert nicht

  • Writer: Jannis Nolting
    Jannis Nolting
  • Dec 16, 2024
  • 5 min read

Updated: Mar 6

Diese Erfahrungsberichte haben zum Ziel, für die Themen Ausgrenzung und Gemeinschaft im Schulleben zu sensibilisieren. Unser Umgang hat im Allgemeinen ein sehr gemeinschaftliches, soziales, positives und respektvolles Flair! Wir kommen gerne zur Schule, weil Schule für uns ein sicherer Ort ist. Dies sollte nicht die angenehme Atmosphäre der Schule schmälern. Es kann kein perfektes System geben, deshalb schaffen wir einen Blick für einen noch bewussteren Umgang miteinander. Wir erleben alle ab und zu Situationen, in denen wir uns als Außenseiter fühlen – aber unser Schulleben ist wie eine große Familie: wir wachsen miteinander!


Es ist ihm egal, was andere Leute denken. Wenn ihn jemand nervt, bleibt er meistens ruhig und entspannt, aber in manchen Fällen fällt es ihm schwer, diese innere Ruhe aufrechtzuerhalten, wenn eine Grenze überschritten wird, reißt ihm einfach die Zündschnur.

Engagement und Neugier zeigt er vor allem für die Dinge, die er wertschätzt, trotz alledem ist er bereits leicht von seiner Außenwelt isoliert und verbringt seine Zeit nur mit den letzten wahren Freunden, die ihm geblieben sind. Seine Klarheit und sein bewusster Umgang kommt wohl daher, dass er früher gemobbt wurde.

Wenn man ihn auf seine früheren Mobbing-Situationen anspricht, sagt er nur, dass er sich an wenig erinnern kann und wahrscheinlich unterbewusst etwas verdrängt.


In der 5. Klasse wurde ihm sein Rucksack von zwei Mitschülern geklaut. Wie so oft auch, waren die Mobber in der Überzahl. Einen von ihnen hat er verfolgt, eingeholt und dann auf den Boden geschmissen, bis er seinen Rucksack zurück hatte, danach hatte sich alles erledigt.

Diese Konfrontation war die heftigste, die er bis zu diesem Zeitpunkt hatte und es war auch die erste, bei der er Gewalt angewendet hat. Für ihn gab es nie Konsequenzen, es wurden nie Lehrer eingeschaltet.


„Mich hat das ziemlich lange fertig gemacht, aber es gibt deutlich härteres, was Leute durchgemacht haben.”


Der Schüler vergleicht Mobbing mit einem Damm, auf dem Druck ausgeübt wird: Der Damm ist die mentale Belastbarkeit und der Regen steht für die endlose Schikane.


„Heutzutage kann ich wenig zu diesen Situationen sagen. Es ist einfach bescheuert, die Entscheidung zu treffen, anderen Menschen und indirekt auch mir selbst zu schaden. Ich bin mir sicher, dass 90% der Mobber im Nachhinein durch ihr Gewissen realisieren, was sie getan haben und sich schlecht fühlen, nur eben nicht den Mut haben, sich zu entschuldigen.“


Eine reife Sichtweise von jemandem, der oft das Ziel anderer Leute war. Zu dem Zeitpunkt waren es größtenteils Gleichaltrige. Seit einigen Jahren verlieren die Jüngeren aber auch massiv an Respekt, sagt er. In der Regel sind das ausschließlich Jungs.


„Jungs neigen im Bezug auf respektloses Verhalten in der Schule eher zur Idiotie als Mädchen.”


Er vermutet: Jungs haben einfach ganz andere Werte von ihren Eltern mitgegeben bekommen als Mädchen. Während Mädchen stets auf ihr Umfeld achten, nett und hilfsbereit sein sollen, verlieren Jungs immer mehr an Respekt und Verstand in entscheidenden Situationen.


„Außerdem haben Mädchen eine klarere Wahrnehmung und wissen, wann die persönlichen Grenzen der jeweiligen Personen überschritten sind, weil sie sich mehr in die Person hineinversetzen können.“ Trotz alledem hatte er eine Auseinandersetzung mit einem Mädchen.


Der Junge soll beide Formen von Mobbing erlebt haben, sowohl verbal als auch körperlich. Meist hat es verbal angefangen und ist dann eskaliert, weil es nicht bei Worten bleiben konnte.


„Stopp zu sagen ist in der Theorie eine Lösung, in der Praxis bringt es das Fass zum Überlaufen.”


Was macht man, wenn es nicht aufhört?


„Ich möchte anmerken, dass ich kein Fan von Gewalt bin, aber manchmal sieht man keine bessere Möglichkeit, den Schulalltag zu überstehen.“


„Ab einem gewissen Punkt hilft Gewalt und wird zu einem Mittel zum Zweck.”


Er empfiehlt Gewalt niemals als Schutzmechanismus zu nutzen, aber teilweise sieht er keine andere Wahl. Oft ist es sehr hart, so sehr, dass man nach so einem Tag fertig ist, keine Lust auf nichts hat, einem die Energie für alles fehlt.


„Aus ursprünglich unnötigen Sprüchen kann in Sekundenschnelle ein verbaler Streit werden und daraus rasch eine körperliche Auseinandersetzung.“


Er sagt auch, dass manche ein ganz anderes Empfinden von Mobbing haben. Um nochmal zum Staudamm-Vergleich zu kommen: Manche Schüler haben einen stärkeren Staudamm, manche einen weniger starken.


Eines der größten Probleme von Mobbing sind Gruppendynamiken und die dazugehörigen Mitläufer. Es muss nur einer anfangen und sofort ist das Feuer entfacht. Entweder sind es von vornherein mehrere Schüler oder es kommen nach und nach immer mehr Schaulustige dazu, um die betroffenen Schüler gemeinsam zu ärgern.


„Ich kann aus Erfahrung sprechen, denn bei mir waren es immer zwei feste Personen aus der Schule und ihre zugehörige Gruppe.”


Die Mobbergruppe ermutigt sich untereinander so stark, dass sie nicht mehr über die Konsequenzen und erst recht nicht über die Gefühle des Betroffenen nachdenken.

„Außerdem fühlt sich ein Einzelner gar nicht stark genug, der wäre zu feige.”


Egal, ob die Konflikte als damaliger 5. Klässler stattfanden oder als heutiger 10. Klässler stattfinden; die simple Freude, die Schüler beim Runtermachen anderer empfinden, ist nicht verschwunden.


„Ich erfahre Mobbing immer noch, aber nicht in der gewohnten Häufigkeit, wie in der 5.- 6. Klasse. Natürlich habe ich mich seitdem verändert und eine höhere Schmerzensgrenze entwickelt, aber stören tut's mich trotzdem noch, wenn Leute mich gezielt rauspicken und runtermachen.“


Erst letztens hat ein Junge aus seiner Klasse ihn mit Papier abgeschossen und dann das Papierkügelchen mit einer Reißzwecke ausgetauscht. Sofort war seine Zündschnur gerissen, aber er konnte sich zum Glück mehr oder weniger kontrollieren.


„Selbstverständlich hat es jeder mitbekommen, doch alle haben es ignoriert. Niemanden hat es besonders interessiert. Es war weder lustig noch aufregend ."


Solche Vorfälle bringen ihn zum Nachdenken: Was geht in den Köpfen mancher Menschen ab? 


„In der gesamten Zeit, in der ich gemobbt wurde, habe ich eine Sache von Anfang an richtig gemacht, und zwar Hilfe gesucht: Egal ob Hilfe bei Lehrkräften, Sozialarbeitern oder Familie und Freunden. Ich habe mich anderen gegenüber immer geöffnet und auch Hilfe bekommen.“


Er meint, er fühlte sich jedes Mal danach besser, weshalb er auch heutzutage jeden dazu aufruft, der jemals Mobbing erlebt hat.


Um Mobbing zu verhindern oder vorzubeugen, kann man folgendes tun: Erstens sollte man weniger auf sich selbst schauen, wie es die Jugend leider heutzutage in den meisten Aspekten macht. Außerdem sollte man grundsätzlich hilfsbereiter sein und im besten Fall die Eigeninitiative ergreifen und anderen helfen. Ein weiterer Lösungsvorschlag wäre, in der Schule eine Schuluniform einzuführen, weil es viele Kinder und Jugendliche gibt die Aufgrund ihrer Kleidung gemobbt werden.


Die Lehrer könnten sich auch ein paar Stunden Zeit nehmen, um die Klassengemeinschaft zu stärken oder anonym Probleme zu besprechen und Lösungen zu finden. Des Weiteren sollte jeder individuell an sich arbeiten und eventuell, wenn Langeweile die Ursache von Mobbing ist, die Langeweile in der Schule bekämpfen. 


Abschließend kann man sagen, dass jeder Schüler, Lehrer und jedes Elternteil etwas gegen Mobbing machen kann und die Vorbildfunktion nutzen sollte. Es sind einige Schritte für ein vollständig intaktes Miteinander nötig, aber wir sind in unserer Schule auf einem guten Weg.


An der RSH gibt es diverse Hilfestellungen, um Mobben vorzubeugen. Z.B. findet in den Klassen 5-7 einen wöchentlichen Klassenrat mit Unterstützung der Schulsozialarbeit statt. Hier werden individuelle Fälle und Hürden in der Klasse besprochen und Lösungsansätze gemeinschaftlich gesucht und durchgeführt. Außerdem gibt es die „No Blame“ und „Aktiv zum Wir“ Projekte, wie man als Team zusammenwächst. Sozialarbeiter*innen und Beratungslehrer*innen sind natürlich auch im Team. Bei Problemen kann man sich an sie wenden.

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